von Reto Vincenz

Der Wolf, die gefährliche Bestie, oder der Wolf, das menschenscheue Tier? Um diesen Disput dreht sich eine aktuelle Anfrage bei der St. Galler Regierung. Eingereicht worden ist sie von Anita Wyss (Grüne). Die Wangserin verweist darin auf die Vorkommnisse in Glarus und Walenstadt der letzten Wochen, als sich Wölfe einerseits einem Kind annäherten und andererseits mitten im Wohngebiet zwei Hirsche rissen. Wyss moniert in ihrem Vorstoss, dass solche Begebenheiten sowohl in den Medien wie auch politisch «oft als gefährlich für den Menschen dargestellt» werden. Damit werde bei der Bevölkerung und insbesondere bei Eltern von Kleinkindern Angst geschürt.

Und das sei falsch, denn in Wirklichkeit sei der Wolf ein scheues Tier und Angriffe auf Menschen seien extrem selten. «Das Risiko, das von wild lebenden Wölfen für Menschen ausgeht, ist so gering, dass es statistisch nicht erfasst wird», schreibt Wyss. Auch sei es ein natürliches Verhalten, dass die Wölfe, gerade im Winter, «bei der Durchwanderung ihrer Reviere oder der Jagd über Felder in Siedlungsnähe oder einmal durch Siedlungen laufen».

Aufklärungskampagne gefordert

Von der Regierung möchte Wyss deshalb wissen, ob es einen Beleg dafür gibt, dass in der Schweiz Wölfe seit deren Wiederansiedlung tatsächlich Menschen angegriffen haben. Gleichzeitig fordert sie eine Aufklärungs- und Informationskampagne, «welche ein konfliktarmes Zusammenleben von Mensch und Wolf fördern soll», und sie fragt die Regierung, ob diese bereit ist, eine solche zu lancieren. Schliesslich regt sie an, dass Menschen und insbesondere Kinder besser darüber aufgeklärt werden, wie sie sich im Falle einer Wolfsbegegnung korrekt verhalten sollen. Die Antwort steht noch aus.