Im letzten Sommer hat Kantonsrat Marco Fäh die Regierung des Kantons St. Gallen angefragt, warum der seit über 20 Jahren im Richtplan aufgeführte Uferweg von Kempraten bis zur Kantonsgrenze bei Feldbach nicht umgesetzt wird. Bis heute wurde nichts unternommen, diesen rechtgültigen Richtplaneintrag umzusetzen.

Die Regierung spielt den Ball an die Stadt Rapperswil-Jona weiter. Für die GRÜNEN im Linthgebiet wäre ein Uferweg von Kempraten Richtung Stäfa von grossem öffentlichem Interesse. In diesem Zusammenhang ist wichtig zu wissen, dass im Nachbarkanton Zürich kürzlich eine Volksinitiative für einen Uferweg am Zürichsee eingereicht wurde, die auch die ökologische Aufwertung der Seeufer umfasst. Darum haben die GRÜNEN Linth Julia Gerber, Präsidentin des Initiativkomitees, und  Willy A. Rüegg, promovierter Historiker, der kürzlich zu dieser Frage ein Buch veröffentlicht hat, zu einem Referat eingeladen.

Biodiversität am Zürichsee ist in Bedrängnis

Auf eine für die GRÜNEN wichtige Frage ging der Historiker Willy A. Rüegg schon zu Beginn ein: Wie steht es mit der Ökologie rund um den Zürichsee? Würden öffentliche Wege der immer wichtiger werdenden Frage nach der Biodiversität schaden? Denn es ist ein Fakt, dass wir uns in einer Biodiversitätskrise befinden und gerade Seeufer über einen grossen Artenreichtum verfügen, sofern diese naturnah und unverbaut sind. Fakt ist gemäss Rüegg, dass 95% des Seeanstosses am Zürichsee vermauert sei. Überall, wo öffentliche Seezugänge geschaffen werden, ergeben sich auch ökologische Aufwertungen. Dies kann auch im kleinen Zugang in Kempraten beobachtet werden, der kürzlich geschaffen wurde. Rüegg folgert darum: Je mehr öffentliche Seeuferwege, desto höher der ökologische Nutzen für die ganze Natur.

Der See gehört allen

«Die Gewässer in der Schweiz sind öffentlich.» Dies zitiert Frau Gerber gerade zu Beginn ihres Referates aus dem ZGB (Art. 664) und dem Raumplanungsgesetzes (Art. 3). Und wenn etwas öffentlich ist und von allen genutzt werden darf, so muss es auch zugänglich sein. Die Bevölkerung hat das Recht, an den Ufern der öffentlichen Gewässer zu wandern und zu verweilen. Dies soll in der Zürcher Kantonsverfassung nun verankert werden. Weil der Wahlkreis See-Gaster einen beachtlichen Anstoss an den Zürichsee hat, ist die Initiative Grund, den Austausch zu dieser Frage zu intensivieren. Die GRÜNEN weisen darauf hin, dass ein Uferweg von Schmerikon bis Rapperswil-Jona teilweise vorhanden ist (auch wenn dieser ökologisch noch aufzuwerten wäre), ein solcher hingegen von Rapperswil-Jona bis zur Kantonsgrenze gänzlich fehlt.

Ein Uferweg am Zürichsee z.B. zwischen Rapperswil und Meilen ist eine Generationenprojekt, da Konzessions- und Nutzungsverträge einzuhalten sind. Aber die Seeuferwege sind von wesentlichem öffentlichem Interesse; je länger je mehr, davon ist die Referentin überzeugt.

Den Stein des Guten ins Rollen bringen

Aus Sicht der GRÜNEN Linth ist der Erholungsraum See gerade auch für die Menschen im Wahlkreis See-Gaster von enormer Wichtigkeit. Darum ist die Landschaft um den See zu schützen. See- und Flussufer sind ökologisch aufzuwerten, denn das Ökosystem an Flüssen und Seen ist in der Vergangenheit stark geschädigt worden. Am Zürichsee insbesondere im 19. und 20. Jahrhundert, als grossflächige Aufschüttungen und Uferbefestigungen erstellt wurden.  Heute wird die Natur von der intensiven Bautätigkeit am Ufer weiter zurückgedrängt. Darum fordern die GRÜNEN Linth, dass gleichzeitig mit dem Bau des Seeuferwegs der Lebensraum von Pflanzen und Tieren erweitert und aufgewertet werden muss. Ein naturgerechter Seeuferweg von Rapperswil-Jona Richtung Stäfa und Meilen ist und bleibt ein Ziel der GRÜNEN Linth, auch wenn es ein langer Weg dazu sein wird und ihn wohl erst die übernächste Generation nutzen kann.