Das Ostgrün-Land ist ein konservativer Teil der Schweiz. Nach der Einführung des Frauenstimmrechts gelang nur einzelnen Frauen die Wahl in die Parlamente. Die GRÜNEN waren seit ihrer Gründung 1985 Vorreiterinnen. Heute stellen sie in den meisten Parlamenten den grössten Frauenanteil aller Parteien.

In der Ostschweiz geht alles etwas langsamer. Mit der Einführung des Frauenstimmrechts auf nationaler Ebene am 7. Februar 1971 war dieses Recht bereits in 13 Kantonen beschlossen. Im gleichen Jahr folgten Glarus und Thurgau und 1972 dann auch St.Gallen und Graubünden. 1971 wurde lediglich eine Frau aus den Ostgrün-Kantonen in den Nationalrat gewählt (Hanny Thalmann, CVP, SG). 1974 folgte für 1.5 Jahre Elisabeth Lardelli (SVP, GR) und erst viel später kam der Thurgau dazu. 1986 wurden Margrit Camenzind (CVP, TG) und 1987 Menga Danuser (SP, TG) gewählt. Ständerätinnen hatten es noch schwerer. Erst 1995 hatte mit Erika Forster-Vannini (FDP) der Kanton St.Gallen eine Ständerätin. Der Thurgau folgte 2011 mit Brigitte Häberli-Koller (CVP). Der Kanton Glarus hatte bisher weder eine National- noch eine Ständerätin.

Pia Hollenstein, Nationalrätin GRÜNE SG, 1991-2006
Pia Hollenstein, Nationalrätin GRÜNE SG, 1991-2006

Grüne Parlamentarierinnen
Etwas Nachholbedarf haben auch die GRÜNEN aus dem Ostgrün-Land. In den vier Kantonsparlamenten politisieren heute 12 Frauen und 19 Männer, in den nationalen Parlamenten eine Frau und zwei Männer. Dies ist deutlich unterdurchschnittlich. Vorbildlich sind die GRÜNEN St.Gallen. In den Nationalrat wurden bisher ausschliesslich Frauen gewählt: Pia Hollenstein (1991, 1995, 1999, 2003), Yvonne Gilli (2007, 2011) und Franziska Ryser (2019).

Ostschweizer Regierungsrätinnen
Auch in den kantonalen Regierungen mussten die Ostschweizer Frauen lange warten. Wieder ging der Kanton St.Gallen voran. 1996 wurden Rita Roos-Niedermann (CVP) und Kathrin Hilber (SP) Regierungsrätinnen. Im gleichen Jahr zog der Thurgau mit Vreni Schawalder (SP) nach, 1998 dann auch Glarus (Marianne Dürst, FDP) und 1999 Graubünden (Eveline Widmer-Schlumpf, BDP, damals noch SVP). Aktuell ist der Kanton Thurgau Vorreiter. Mit drei Frauen gibt es eine Frauenmehrheit in der Regierung und mit 34% ist der Frauenanteil im Grossen Rat am höchsten. Für die GRÜNEN hat es bisher noch nie zu einem Regierungssitz gereicht.

GRÜNE als Vorreiterin
Schweizweit sind die GRÜNEN seit ihrer Gründung Vorreiterinnen in der Gleichstellung, sei es auf der Strasse (zwei Frauenstreiks 1991 und 2019) oder mit politischen Forderungen. Bereits 1991 stellten die GRÜNEN als erste Fraktion im Bundesparlament eine Frauenmehrheit. Die Grüne Fraktion ist die weiblichste Fraktion im National- (63% Frauen) und Ständerat (80%). Und in den Kantonsparlamenten sind die GRÜNEN mit 46 Prozent Frauen vertreten. Auch die Ostschweizerinnen holen auf: 2019 konnte der Frauenanteil deutlich erhöht werden. Und in den letzten Jahren sind aktive Frauengruppen entstanden: im Kanton Glarus bereits 1996 und im Thurgau und St.Gallen 2019 (siehe separate Berichte in dieser Ostgrün-Ausgabe).