Seit rund einem Jahr sitzt Jeannette Losa aus Mörschwil im St.Galler Kantonsrat. Die 58-jährige Pflegefachfrau und Elternberaterin erzählt uns, wie sie sich im Corona-Jahr im Kantonsrat eingelebt hat, was ihre politischen Schwerpunkte sind und wie es ist, als GRÜNE auf dem Land zu politisieren.

Wie hast du dich im Kantonsrat eingelebt?

Meine Wahl in den Kantonsrat fiel letztes Jahr in die Zeit des Corona-Lockdowns. Da viele Anlässe und Aktivitäten wegfielen, hatte ich viel Zeit mich gründlich auf die erste Session vorzubereiten. Ich konnte bereits einige, auch überparteiliche Kontakte knüpfen und in einzelnen Kommissionen mitwirken. Die gute und positive Zusammenarbeit sowie die stets vorhandene Unterstützung in der Fraktion haben ebenfalls dazu beigetragen, dass ich die neue Aufgabe bewältigen kann.

Was gefällt dir an der politischen Arbeit im Kantonsrat?

Es ist unglaublich spannend, horizonterweiternd und bereichernd! Ich habe mich während dem ersten Legislaturjahr mit sehr vielen unterschiedlichen Themen beschäftigt. Ich schätze die politischen Diskussionen, das Engagement und den Austausch mit anderen Menschen, auch dann, wenn sie nicht die gleiche Haltung vertreten wie ich.

Was gefällt dir weniger?

Aufgrund der Sitzverteilung im Kantonsrat haben wir GRÜNEN oft einen schweren Stand und müssen mit schmerzvollen Niederlagen zurechtkommen. Eine davon ist sicher das zahnlose, verwässerte und praktisch wirkungslose Energiegesetz. Dass in der heutigen Klimasituation noch solche Entscheide getroffen werden, macht mich betroffen.Trotzdem gibt es immer wieder kleine Lichtblicke, Minischritte in die richtige Richtung, die das Engagement lohnenswert machen.

Was sind deine politischen Schwerpunkte?

Der Klima- und Umweltschutz ist für mich klar das brennendste Thema.Durch meine Ausbildung und berufliche Tätigkeit habe ich aber mehr Fachwissen und Ressourcen in Themen wie Sozialpolitik, Familienpolitik, Gesundheit und Bildung. Zu meinen eingereichten Vorstössen gehören aber auch Umweltthemen wie das nicht gelöste Problem des Strassenabwassers im Naturschutzgebiet Augarten in der Gemeinde Niederuzwil.

Wie ist es, als grüne Politikerin auf dem Land zu politisieren?

In Mörschwil sind die GRÜNEN Aussenseiter. Das ist für mich aber kein Problem. Ich habe vor 20 Jahren gemeinsam mit einer Nachbarin gegen viel Widerstand den Mittagstisch Mörschwil aufgebaut und während fünf Jahren geleitet. Es gab Leute, die haben mich deshalb während Jahren nicht mehr gegrüsst. Heute würde es einen Sturm der Entrüstung geben, wenn wir dieses Angebot nicht mehr in der Gemeinde hätten.

Zur Person

Jeannette Losa wuchs in Zürich auf und lebt nun seit 22 Jahren in Mörschwil. Mit ihrem Mann Michele hat sie drei erwachsene Kinder, eine Tochter und zwei Söhne. Jeannette hat ursprünglich die Ausbildung zur Pflegefachfrau abgeschlossen. Berufsbegleitend absolvierte sie später die höhere Fachausbildung für die Beratung sowie die Ausbildung zur Erwachsenenbildnerin. Seit 14 Jahren unterrichtet sie an der OdA Gesundheitsschule, wo sie angehende Fachangestellte Betreuung Kind ausbildet. Zudem ist sie als selbständige Beraterin für Eltern und Fachpersonen Kind unterwegs. In ihrer Freizeit treibt sie regelmässig Sport (Fahrradfahren, Tanzen, Yoga, Wandern etc.). An Ostern giesst sie die Schokoladen- Osterhasen selber, eine Familientradition, die sie übernommen hat.