
Bodensee mit Gift verschmutzt – Konzern vertuschte alles
Das St.Galler Tagblatt hat mit Beharrlichkeit am Fall Amcor recherchiert und vor Bundesgericht Einsicht in die Untersuchungsakten erstritten.
Den Link zum Tagblatt Artikel ist ganz unten.
Hier der Kommentar von Jeannette Losa in Form eines Leserbriefs
Mit grosser Dankbarkeit, aber auch erschüttert habe ich den Bericht über die Recherchen und den Gang bis vor Bundesgericht durch das Redaktionsteam des St.Galler Tagblatt gelesen – ich ziehe den Hut vor so viel Beharrlichkeit! Dank diesem Engagement kommt nun endlich Licht ins Dunkel, und es wird offensichtlich, wie skandalös und verantwortungslos – um nicht zu sagen verbrecherisch – die Firma Amcor mit unserer Umwelt umgeht.
Wenn es um die Wahrheit geht, scheinen wir Bürgerinnen und Bürger keine Rechte zu haben – oder wir müssen sie mühsam auf juristischem Weg erstreiten. Geht es hingegen um Sanierungs- oder Entschädigungszahlungen, wie etwa im Fall der betroffenen Bauernhöfe mit PFAS-verseuchtem Boden, müssen alle Steuerzahlende dafür aufkommen. Dass wir diese Betriebe unterstützen ist richtig, aber wir sollten uns in Zukunft mehr darum kümmern, wer für die Verschmutzung verantwortlich ist.
Dass ein Milliardenkonzern wie Amcor für die gravierenden Verfehlungen mit gerade einmal 5000 Franken gebüsst wurde, ist tragisch. Noch tragischer ist, dass diese Farce von der Mehrheit des Kantonsrats mitgetragen wurde. Wir GRÜNEN haben uns damals vehement gegen diesen Umgang mit dem Umweltskandal gewehrt und nicht weniger als drei Vorstösse im Parlament eingereicht. In einem Postulat forderten wir, dass die Maximalstrafen für solche Umweltvergehen deutlich erhöht werden müssen. Leider wurde dieses Anliegen von der rechten Ratsseite nicht unterstützt.
Im vergangenen Jahr berichtete diese Zeitung erneut über eine Gewässerverschmutzung in der Goldach. Ich habe bei verschiedenen Stellen nachgefragt, wer dafür verantwortlich sei und welche Substanzen involviert waren. Doch auch hier bin ich an eine Mauer des Schweigens gestossen. Mit dem Argument, dass ich als Privatperson in einem nicht öffentlichen Verfahren keinen Anspruch auf Auskunft habe, blieben meine Fragen unbeantwortet.
Vielleicht ist das juristisch haltbar – doch ich frage mich: Habe ich als Bürgerin oder Bürger nicht ein Anrecht auf Wahrheit, wenn es um eines unserer höchsten Güter geht – unser Wasser? Die Verursacher verschmutzen nicht nur ihr Trinkwasser, sondern auch das der Bevölkerung.
Der Bodensee – Trinkwasserquelle für über fünf Millionen Menschen – wird durch die Belastung mit PFAS auf Jahrzehnte hinaus, wenn nicht noch länger, kontaminiert sein und damit eine Gefahr für unsere Gesundheit darstellen. Es ist höchste Zeit, dass wir endlich politisch und juristisch entschlossen handeln!
Jeannette Losa
Alt Kantonsrätin GRÜNE Rorschach