„Wir danken dem Stadtrat, der Verwaltung und allen Teilnehmer*innen des Projektwettbewerbs für die Ausarbeitung der Vorlage und für die sorgfältige Jurierung des Siegerprojektes «Doppeldecker». Ebenfalls möchten wir uns für die konstruktive Diskussion in der Kommission bedanken.

Standort, Betrieb und Bauprojekt überzeugen unsere Fraktion in mehrerlei Hinsicht:

Aus verschiedenen Kreisen – sowohl aus städtischen wie auch weit darüber hinaus – wird seit Jahren die abnehmende Attraktivität der Innenstadt beklagt: Zu viele leerstehende Ladenflächen, zu viel gewerblicher Einheitsbrei, zu wenig einladende Verweilmöglichkeiten, zu tiefer Mehrwert gegenüber einem Ausflug in eine Shoppingarena oder zwei-drei Klicks im Onlinehandel. All diesen Stimmen setzt das Siegerprojekt einen starken Gegenpol entgegen: Eine moderne, grosse, zentrale, öffentliche Bibliothek wird zum Mittelpunkt für den sozialen Austausch, zum Mittelpunkt für Wissen, für Bildung, für Kreativität, für Lesungen und Vorträge – zum Mittelpunkt für Leben in der Stadt St.Gallen. Eine Steigerung in der Art und in der Qualität der Belebung der Stadt St.Gallen, wie sie auch das hundertste hippe Kaffee, der neuste BubbleTea-, Burger- oder Donut-Shop oder auch die cleverste Vermarktungskampagne nicht hinkriegen kann. Beleben kann nicht nur «Sankt Konsum», beleben kann auch «Sankt Bibliothek»! Das vorliegende Konzept der neuen Bibliothek als sogenannt «Dritter Ort» neben Beruf und Familie geht weit über die reine Ausgabe und Rücknahme von Büchern hinaus und sieht die Bibliothek als einen Treffpunkt, als Ort der Gemeinschaft, als Ort des Ausgleichs, als Ort ohne Konsumzwang.

Diese Mehrwerte gilt es herauszuheben, wenn wir über den vorliegenden Verpflichtungskredit sprechen und die Bevölkerung in einem nächsten Schritt in einer städtischen und einer kantonalen Volksabstimmung dann auch vom definitiven Projekt überzeugen müssen. Es muss deutlich gemacht werden, dass Bibliothek (fast) nichts mit verstaubten Büchern, sondern viel mehr mit Leben und mit Begegnung zu tun hat. Die neue Bibliothek wird sowohl aus architektonischer Sicht mit der klugen Verbindung zwischen dem Unionsgebäude und dem Neubau als auch aus betrieblicher Sicht mit den Konzept der «Public Library» als ein neuer «Leuchtturm» weit über die Stadt hinausstrahlen und für Leute aus Stadt und Kanton ein Anziehungspunkt werden. Im besten Fall wird es für den Kanton sogar zum verbindenden Element zwischen urbaner und ländlicher Bevölkerung.

Zwei Punkte möchten wir noch anmerken:

Erstens sind wir der festen Überzeugung, dass die wegfallenden Büro- und Gewerbeflächen in anderen ebenfalls gut erreichbaren Liegenschaften in und um die Innenstadt adäquat ersetzt werden können: Es gibt genügend attraktive multifunktionale Nutzflächen an verkehrsgünstigen Lagen in der gesamten Stadt. Eine öffentliche Bibliothek muss im absoluten Mittelpunkt einer Stadt liegen, Büro- und Gewerbeflächen müssen es nicht.

Zweitens danken wir der Verwaltung, dass in Bezug auf die Ökologie die Materialisierung und der hohe Fensteranteil der Gebäudehülle nochmals überprüft werden. Der Bau besticht durch seine Transparenz, was als Zeichen einer offenen Bibliothek wichtig ist. Dass das Unionsgebäude aus architekturgeschichtlicher und auch aus ökologischer Sicht stehengelassen wird und der Neubau die Vorgaben des Standards Nachhaltiges Bauen Schweiz SNBS erfüllen wird, ist ebenfalls ein richtiger und wichtiger Entscheid. Das Neubauprojekt mitten in der Stadt sollte jedoch aus ökologischer Hinsicht wirklich ein absolutes Bijou werden und ein Zeichen an die Bevölkerung sein, dass die Stadt ihre Verantwortung gegenüber der Klimakrise wahrnimmt.

Die im Bibliotheksgesetz verankerte Zusammenführung der Kantons- und Stadtbibliothek an einen zentralen Standort mitten in der Stadt St.Gallen wird die Innenstadt über mehrere Generationen hinweg prägen. Seien wir mutig und gehen wir diesen Weg. Unsere Fraktion wird dem Verpflichtungskredit zum Vorprojekt der Neuen Bibliothek daher geschlossen zustimmen.“