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Die Berufsfeuerwehr St.Gallen führt rund 110 Wespenbekämpfungen- und beratungen pro Jahr durch. Nach bisheriger Praxis hat sie dabei rund 80 Prozent der Wespennester vernichtet – üblicherweise mit Gift. Diese hohe Vernichtungsquote hatte mich und weitere grüne Mitglieder des Stadtparlaments schockiert. Zugegeben, Wespen nerven auch uns manchmal am Gartentisch – aber bei jeder Wespe gleich die Giftkeule zu schwingen, zeugt von wenig Respekt vor der Natur.

Gerade für die Stadt sollten in Zeiten des Insektensterbens die Belange des Naturschutzes oberste Priorität haben. Wespen sind nicht nur wichtige Nützlinge in der Landwirtschaft, sondern dienen auch zahlreichen Vogelarten als Nahrungsquelle. Andere Städte kennen schon lange einen tierfreundlicheren Umgang mit Wespennestern. Die Stadt Zürich beispielsweise vernichtete im 2020 nur 0.5 Prozent der Nester. Dort werden fast alle Wespennester belassen oder umgesiedelt.

Eine solche tierfreundliche Praxis wollten wir auch in der Stadt St.Gallen und konnten dies mit einem erfolgreichen Abänderungsantrag im Stadtparlament erreichen. Mit der neuen Regelung soll ein Wespennest, wann immer es möglich ist, dank Aufklärung und Beratung belassen werden. Ist ein Zusammenleben jedoch nicht möglich – beispielsweise aufgrund einer eindeutigen Gefährdungssituation des Menschen – kann das Nest umgesiedelt werden.Der Schutz besonders vulnerabler Personengruppen steht denn auch bei uns an erster Stelle. Nur falls eine Umsiedlung nicht realisierbar ist, kann das Wespennest als letzte Möglichkeit vernichtet werden. Die Giftkeule muss dank dieser tierfreundlichen Regelung nur noch selten aus dem Schrank im Feuerwehrdepot genommen werden.

Anstatt die Hilfesuchenden auf die Bedeutung der Wespen für Natur und Mensch hinzuweisen, verweist die Feuerwehr anscheinend lieber auf den politischen Beschluss und auf die Kammerjäger mit tödlichem Gift. Dass die Feuerwehr St.Gallen wenig Freude an unserem Abänderungsantrag hat, war bereits vor der Debatte im Stadtparlament zu vernehmen. Auch wurde mir schon zugetragen, dass die Feuerwehr St.Gallen den Hilfesuchenden auch mal sagt, sie könne nichts tun wegen «den Grünen». Ich wünsche mir von der Feuerwehr St.Gallen künftig mehr Verständnis und Herzblut bei ihrem wichtigen Einsatz für unsere kleinen, aber sehr nützlichen Plagegeister.