Das Projektgebiet an der Bogenstrasse liegt in direkter Nachbarschaft zur Kreuzbleiche – einem der wichtigsten städtischen Grünräume. Zwischen diesem öffentlichen Park und der neuen Überbauung muss ein durchgehender Grünkorridor sichergestellt werden. Nur so kann die ökologische Vernetzung im Quartier erhalten und gestärkt werden. Die im Richtprojekt erwähnte Grossvegetation und die Bepflanzung mit Solitärbäumen sind ein erster Schritt, doch braucht es zusätzliche Trittsteine für die Biodiversität, extensive Dachbegrünung, einheimische Arten und unversiegelte Flächen im Sinne einer naturnahen Gestaltung.

Kultur und Anliegen des Quartiers im Zentrum

Die Shedhallen sind historisch bedeutend und bieten Raum für kreative Nutzung. «Wir setzen uns dafür ein, dass mindestens ein Teil dieser Flächen für das Quartier, Kleinkunst, Ateliers oder niederschwellige Begegnungsangebote genutzt werden kann. Die geplante Gastronomie-Nutzung allein genügt nicht. Zudem braucht es im Neubau gemeinschaftlich nutzbare Räume, eine öffentlich zugängliche Begegnungszone sowie Coworking-Angebote, um einen echten Mehrwert für die Nachbarschaft zu schaffen», sagt Michael Breu, Co-Präsident der GRÜNEN Stadt und Region St.Gallen. «Die Stadt muss hier aktiv darauf hinwirken, dass diese Räume nicht nur geplant, sondern langfristig betrieben werden.»

Schwammstadt und nachhaltige Bauweise

Die Klimakrise verlangt auch in St.Gallen entschlossene Massnahmen. Der Aussenraum muss konsequent nach dem Schwammstadt-Prinzip gestaltet werden: Versickerung, Retention, Verdunstung – zur Hitzereduktion und Verbesserung des Mikroklimas. Die erwähnte mosaikartige Bodenbelagsgestaltung ist ein positiver Ansatz, reicht aber nicht aus. Die gesamte Überbauung muss zudem nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft realisiert werden, mit Photovoltaik, Fassadenbegrünung, Beschattung und idealerweise einer Null- oder Plusenergie-Bilanz. Der Bau darf sich nicht zu einem städtischen Hitzeherd entwickeln. Die GRÜNEN regen weiter an, eine dezentrale Abwasserbehandlung zu prüfen – als Alternative zum Anschluss an die Mischkanalisation – und sich gegebenenfalls dafür einzusetzen, dass die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen werden.«Die Forschungsanstalt Eawag hat mit dem Projekt Water Hub im NEST-Gebäude in Dübendorf aufgezeigt, dass eine dezentrale Abwasserbehandlung möglich ist. Der Neubau könnte ein Pilotprojekt für nachhaltiges und kreislaufgerechtes Bauen sein», so Breu.

Verkehr und Mobilität

Die Planung bleibt in Bezug auf Verkehrsfluss und Mobilitätsverhalten ungenügend. Die GRÜNEN fordern eine klare Priorisierung des Langsamverkehrs und die minimale Erstellung von Parkplätzen. «Dass auf ein ausgedehntes Tiefgaragenkonzept verzichtet und die Parkgarage Kreuzbleiche eingebunden wird, begrüssen wir – diese Linie ist konsequent weiterzuführen», so Breu. Es braucht grosszügige Veloabstellplätze, auch für Spezialvelos, Mobility-Angebote sowie eine direkte Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Die geplante Veloparkierung (bis zu 328 Plätze) ist sinnvoll, muss aber mit hoher Aufenthaltsqualität im Aussenraum vereinbart werden.

Transparenz und Beteiligung

Dass bereits heute das Architekturbüro (Herzog & de Meuron) feststeht, obwohl zentrale Fragen wie die Nutzung, Energieeffizienz und städtebauliche Wirkung des Hochhauses noch offen sind, sehen wir kritisch. Gerade bei einem Bau von über 70 m Höhe ist eine frühzeitige Einbindung der Quartierbevölkerung unerlässlich. Es braucht Transparenz über die nächsten Schritte und echte Mitwirkung, nicht nur punktuelle Information. Der städtebauliche Prozess muss dialogisch geführt werden – besonders, wenn Hochhäuser als neue städtebauliche Zeichen gesetzt werden.

Das Projekt Bogenstrasse steht an einem sensiblen Ort – zwischen urbaner Dichte, historischem Kontext und wichtigen Frei- und Grünräumen. Die GRÜNEN St.Gallen fordern Nachbesserungen in allen zentralen Bereichen: mehr Grün, mehr sozialer Raum, mehr Nachhaltigkeit, weniger Verkehr und mehr Mitsprache. Nur so kann die Überbauung tatsächlich zu einem Leuchtturmprojekt für zukunftsfähige Stadtentwicklung werden.

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